W.A.R. Bootsausstellung Daniela Schorno Künstlerin im Wohnbereich - Pop Art Deco Minimal Abstrakt Kunst

Impressionen Vernissage

Laudatio am 12. Oktober 2024

 

Liebe Doris, liebe Daniela, lieber Kevin, geschätzte Anwesende

 

Doris hat mich gebeten, mich vorzustellen. Da kann ich mich zum Glück kurz halten. Ich bin ein ehemaliger Arbeitskollege von Daniela am Kollegi Stans und wurde von ihr angefragt, ob ich hier im Schnyderpark etwas zu ihren Bildern sagen könne. In der Zwischenzeit habe ich auch Kevin kennen und schätzen gelernt. Ich mache es also sehr gern.

 

Ich möchte je ein Bild genauer besprechen. Das soll Ihnen eine Grundlage geben, um auch die anderen Werke besser zu verstehen.

 

Zuerst zu Daniela.

 

Das Bild neben mir heisst "Die Musikerin". Daniela hat es auf einem sehr farbigen Plakat gesehen, das dieses Jahr für die Premiere des Musicals RENT des US-Amerikaners Jonathan Larson am 17. Februar am Stadttheater St. Gallen Wer-bung machte. Nach unbestätigten Gerüchten wurde Daniela von ihrem Partner Res, der sich als Musiker für solche Themen interessiert, auf das Plakat aufmerksam gemacht.

 

Daniela hat sich das Plakat angeschaut, hat die Darstellung der jungen Gitarren-spielerin räumlich verknappt und vor allem hat sie die Farbgebung total geän-dert. Lieber AnwesendeSie brauchen jetzt etwas Vorstellungskraft. Anstelle der grünlich beleuchteten Haare, der bläulich schimmernden Pelzjacke und der rötlichen Gitarre hat sie Daniela für Weiss und Schwarz entschieden. Das Weiss stammt von der Grundierung, die immer wieder durchschimmert, und bei den schwarzen Haaren hat sie nach eigener Aussage stundenlang mit dem Pinsel gearbeitet. Daniela beschreibt ihr Werk wie folgt:

 

In diesem Werk kombiniere ich lebendige Acrylfarben mit echter Vergoldung, um das Funkeln und die Energie einer leidenschaftlichen Musikerin einzufan-gen. Die Wahl von Pop-Art verstärkt ihre ausdrucksstarke Präsenz, während das Gold Licht und Luxus reflektiert, was ihre künstlerische Aura unterstreicht. Diese Darstellung soll die Stärke und den unabhängigen Geist der Figur wider-spiegeln und bringt eine Atmosphäre von Inspiration und Dynamik in jeden Raum.

 

Mich fasziniert vor allem die Art und Weise, wie Daniela mit Linien umgeht.  Leonar-do da Vinci war einer der Ersten, dem es gelang, Farbflächen nahtlos ineinander-fliessen zu lassen. Daniela arbeitet in solchen Momenten weniger mit dem Pinsel, sondern zerreibt die Farben mit einem Tuch. 

 

Die anderen ausgestellten Porträts entstanden meist ebenfalls nach diesem Prinzip. Das gilt auch für die drei Akte. Ein ganz anderes Thema sprechen die drei abstrak-ten Bilder an, die im Eingangsbereich ausgestellt sind. Daniela arbeitet dort mit Acryl und Modelliermasse. Schauen Sie sich die Werke in Ruhe an. Sie werden bei aller Verschiedenheit immer wieder auf Elemente stossen, über die ich bei diesem Bild gesprochen habe. 

 

Dual Perspectives - Zwei(erlei) Perspektiven

 

So heisst der Titel dieser Ausstellung. Ich füge hinzu: Näher, als man denkt. Damit meine ich, dass die Werke von Daniela und Kevin einige Parallelen haben.

 

Wir können die Probe aufs Exempel machen und schauen das Bild von Kevin Büschi an, das neben dem von Daniele hängt. "Color of my Soul I - Die Farbe meiner Seele".

 

Auch beim Werk von Kevin handelt es sich um ein Porträt, das genau gleich gross ist wie dasjenige von Daniela. Auch Kevin arbeitet gern mit fotografischen Vorlagen und verwendet ebenfalls häufig Acrylfarben. Bei ihm kommen je länger je mehr Ölfarben dazu.

 

Ganz besonders wichtig ist, dass sich sowohl Daniela wie Kevin das Mal-Handwerk selbst beigebracht haben. 

 

Bei beiden Künstlern gibt es den Bezug zum afrikanischen Element. Und hier liegt natürlich auch einer der grössten Unterschiede. Bei Daniela ist es eine grosse Faszination für Künstler mit afrikanischen Wurzeln, bei Kevin ist es Realität.

 

Er wurde vor bald 26 Jahren als Sohn einer ghanaischen Mutter und eines Schwei-zervaters in der Schweiz geboren. Während sein Vater in der Schweiz blieb, kehrte er zu seiner Mutter zurück und verbrachte die Kindheit und die Schulzeit in Ghana. Vor kurzem schloss er sein Studium als Bauingenieur ab und lebt seit zwei Jahren in Alpnach, wo er bei einer Schweizer Firma arbeitet. 

 

Kevin interessierte sich schon in Afrika für Kunst und besuchte dort Galerien und Ausstellungen. Viele Werke beruhen auf Fotografien, die in Ghana gemacht, aber erst in der Schweiz in Malerei umgesetzt wurden. Viele Porträts haben einen Bezug zur Familie: zu seiner Mutter, zu den beiden jüngeren Schwestern.

 

In der Schweiz hat Kevin erste künstlerische Erfolge erleben dürfen. So gewann er im Frühling den 1. Preis bei der Kunstausstellung Artdesuisse Zug den 1. Preis. 

 

Die Malerei von Kevin ist von der Afrokultur beeinflusst, die von Energie und Le-bensfreude geprägt ist. Monochromo Bilder finden sich bei ihm nicht. Überall sind leuchtende Farben, die wenig mit der Realität zu tun haben. Als er dieses Bild vor zwei Jahren malte, war seine Schwester 16-jährig. In diesem Bild kommen zwei Welten zum Ausdruck. Auf der einen Seite drücken die Farben das Selbstbewusst-sein eines jungen Menschen aus, der wegen seiner doppelten Zugehörigkeit - einerseits zu Afrika, andererseits zu Europa - auf der Suche nach seiner Identität ist. Auf der anderen Seite drückt die Körperhaltung die Unsicherheit bei dieser Findung aus. 

 

Obwohl sich Kevin mit der schweizerischen Realität arrangiert zu haben scheint, bekennt er, dass auch er sich permanent auf der Suche nach seiner Identität befin-det.

 

Bei diesem Bild ist nicht nur die Farbgebung wichtig, auch der Farbauftrag ist spe-ziell. Im oberen und im unteren Teil hat Kevin die Farben aufgespritzt. Daneben bearbeitet er die Grundierung häufig mit dem Spachtel und setzt den Pinsel ein.

 

Nebst den Porträts beschäftigt sich Kevin in jüngster Zeit häufig mit schweizeri-schen Sujets. So befindet sich in der Ausstellung ein Bild mit dem Titel "Titlis Glacier". Im Vergleich mit Bildern, die auf Fotografien von Bali beruhen, fällt die Vorliebe von Kevin für Sonnenuntergänge auf. Und dann gibt es auch eine Collage mit dem schönen Titel "Gye Nyame" ("Gott allein"). Ich habe mit Kevin noch nicht über dieses Werk gesprochen, bin aber fast sicher, dass es afrikanisch ist und dass eine Geschichte dahinter steckt. 

 

Fragen Sie doch Kevin selber und reden Sie mit Daniela. Sie werden auf zwei Künstler treffen, die sich in voller Entwicklung befinden.

 

Rafael Schneuwly